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Stadtführungen
Ingelheim feiert zehn Jahre Interkulturelle Stadtführungen
Über 1.200 Teilnehmende, rund 150 persönliche Geschichten, etwa 100 Musikstücke, ungezählte Sonnenstunden und ein heftiger Wolkenbruch: Das ist die Bilanz nach 10 Jahren „Interkulturelle Stadtführungen Ingelheim“. In bisher 33 Führungen reiste die Reihe „Straße der Begegnungen“ thematisch, musikalisch und kulinarisch (fast) um die ganze Welt – um am Ende immer wieder in Ingelheim anzukommen.
Partnerschaftlich entwickelten das Museum bei der Kaiserpfalz, die Stabsstelle für Vielfalt und Chancengleichheit sowie der Beirat für Migration und Integration das Ingelheimer Pionierprojekt, das 2013 vom Deutschen Museumsbund mit Mitteln des Bundesinnenministeriums gefördert wurde. 2017 präsentierte das Ingelheimer Projektteam das innovative Konzept beim Fachtag „Kultur mit Allen?!“ einem 300-köpfigen Publikum. Durch diese überregionale Präsenz wurden die Interkulturellen Stadtführungen Ingelheim deutschlandweit als Best-Practice-Beispiel bekannt.
Das Projekt umfasst eine kostenlose Führungsreihe zur interkulturellen Vergangenheit und Gegenwart Ingelheims. Die 33 bisher realisierten Stadtführungen zeigen, dass sich die Bevölkerung Ingelheims von Anfang an durch Einwanderungsprozesse neu gebildet hat: Kulturelle Vielfalt ist kein modernes Phänomen. Ein weiterer Schwerpunkt der Führungsreihe ist die Reflexion über Migration, Geschlechterrollen, Traditionen, den „Kulturschock“ sowie soziale/ethnische Stereotype.
Dabei unterscheidet sich die Veranstaltung deutlich von einer klassischen Stadtführung, denn das Herz des Projektes sind die lokalen Zeitzeug*innen. Als „Mit-Führende“ erwecken sie die lokale Geschichte mit ihren persönlichen Geschichten und privaten Anschauungsobjekten (Fotos, Schmuck, Trachten und so weiter) zum Leben. Die Herkunftsländer der Zeitzeug*innen reichen von den Niederlanden, Ruanda und Marokko über China, die Türkei und Afghanistan bis nach Korea und Peru. Dabei gelingt es oft, die Grenze zwischen Führenden und Geführten durch einen respektvollen, offenen Dialog verschwimmen zu lassen. Diese unvorhersehbare Dynamik macht jede Interkulturelle Führung zu einem einzigartigen Erlebnis.
Kombiniert werden diese inhaltlichen Vermittlungsaspekte mit musikalischen und kulinarischen Kostproben interkultureller Traditionen, wie zum Beispiel mongolischem Buttertee, altfranzösischen Troubadourliedern oder Backwaren der Moschee-Gemeinde. Diese Überraschungen werden von den Besuchenden begeistert aufgenommen und ermöglichen weitere Gespräche in entspannter Atmosphäre. Ein besonderes Highlight ist schließlich der seltene Einblick in „fremde“, unzugängliche Räume, die eigens für die Veranstaltung geöffnet werden.
Die Interkulturellen Führungen entwickelten sich in den vergangenen 10 Jahren zu einem solch beliebten Kulturangebot, dass sie bereits Tage vorher ausgebucht sind und bis heute, mit jeweils zwei Themenschwerpunkten und vier Führungen pro Jahr, weitergeführt werden. Ein daraus entstandenes Projekt war 2016 die Sonderausstellung „Alle Welt in Ingelheim – Markt der Kulturen 1816-2016“, die vom Museum bei der Kaiserpfalz gestaltet und von 20 August bis 23. Oktober 2016 in der Alten Markthalle Nieder-Ingelheim gezeigt wurde.
Die Erfahrung der vergangenen zehn Jahre hat bestätigt: Die Interkulturellen Stadtführungen Ingelheim fördern die Begegnung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, den Abbau von Vorurteilen auf allen Seiten und die gegenseitige Wertschätzung.